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medic
Ex-Sani vom Dienst


Dabei seit: 21.03.2002
Beiträge: 123
Herkunft: Viel zu nah an der Terrorkom-Zentrale.. .

Haben sie ein Leben? Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

das kennt doch sicher jeder. und da erhebe noch einer die stimme gegen system-administratoren. haben die überhaupt ein leben? großes Grinsen

gruß,
medic





Mein Microsoft-Office-Assistent heißt Minki und meistens schläft sie friedlich, eingerollt in ihren ockerfarbenen buschigen Schwanz. Irgendwie bin ich froh, dass sie schmusig schnurrend zugegen ist, wenn mein Computer mich mit Fehlermeldungen überhäuft. Sie verleiht diesem technischen Gedöns so einen Hauch altmodisches Urvertrauen, so eine häusliche Gewohnheit und manchmal muss ich über das animierte Microsoft-Kätzchen richtig schmunzeln, wenn sie sich drollig die Pfoten oder sonst was leckt und ihre Tatzen gegen den Monitor stemmt, weil sie mir sagen will, dass ich das alles, was ich gerade so mache, auch ganz anders und überhaupt viel viel schneller machen kann. So was von goldig!
Ich hätte natürlich auch Albert Einstein oder diesen hüpfenden Ball als Assistenten wählen können (oder ganz schlimm: Mutter Natur, eine kleine Erdkugel, die einem altklug und besserwisserisch mit Jahreszeiten und Binsenweisheiten daherkommt, bäh!). Irgendwie muss ich daran denken, wie viele Büroangestellte wohl jede Nacht in ihren Träumen von Karl Klammer durch Desktop-Verknüpfungen gejagt werden. Ein weiterer Versuch, langweiliger Arbeit die unnötige Würze zu verleihen, sei hiermit fragwürdig in den Raum gestellt.
Gerade fliegt ein Schmetterling um Minki herum und sie schnappt danach. Wie niedlich! Ich stupse mit dem Finger gegen den Monitor, um sie zu kraueln und ihr zu sagen, dass es diesen Schmetterling doch gar nicht gibt, dass der nur virtuell und html und exe ist... aber das wäre wahrscheinlich zuviel für sie.
Ein zum fünften Mal auseinandergenommener und generalüberholter Computer verlangt jedenfalls viel viel Liebe und vor allem viele zeitraubende Extras. Die geb ich ihm natürlich gerne, weil ich
a) von seiner Funktionstüchtigkeit abhängig bin
b) Zeit satt habe und
c) es satt habe, von seiner Funktionstüchtigkeit abhängig zu sein.
Als jemand, der von Dingen, die mit doc oder sys aufhören, schon sehr früh Kriegsfußpilz (ganz großes Wortspiel, ganz groß) hatte, war es anfangs nicht gerade leicht, mich wacker dem Fortschritt zu stellen. Doch jetzt im Nachhinein, als jemand, der im DOS-Modus ganze Partituren von Grieg spielen könnte, muss ich zugeben, dass es nichts schöneres gab als den Wasserfarbkasten und einen Lehrer, der einem über die Schulter hinweg die drei Grundfarben diktiert. Noch besitze ich eine Spur guten Willen und Ehrgeiz, noch sehe ich gerne die Vielzahl von Vorteilen neben der Überzahl der wahllosen Schikane.
Gut, nur dass mich der Drang, meine Erfahrungen für die Post-Computer-Generation festzuhalten, dazu bewogen hat, die Aufs und Abs meines Rechners handgeschrieben auf Büttenpapier festzuhalten. Es begann alles im Oktober 2000...
>Der schöne Sascha ist da. Hach, wie glücklich ich bin, dass mir dieser Computermaniac hilft! Petra kocht was indisches und Sascha und ich bauen im Nu alles zusammen. Scanner, Drucker, Brenner, Monitor, Maus, Tastatur...und alles meins! Meins, meins, meins! Bald schon werde ich nächtelang ketterauchend und betrunken meine genialen Einfälle mit raffiniertester Software umsetzen!

„Der schwere Ausnahmefehler VX030000000045 ist an Adresse 28CACHE7600XXX aufgetreten. Starten sie den Computer mit Strg+Alt+Entf neu. Wichtige Datengehen dabei verloren.“
Auf strahlend blauem Grund verkündet mir eine Maschine, dass ich die letzten drei Stunden genauso gut einen Spaziergang hätte machen können, statt mich um das längst überfällige Interview zu kümmern. Dabei ist der Rechner doch ganz neu und schweineteuer und überhaupt vom feinsten mit allem drum und dran. Ich hab doch gar nichts gemacht, außer auf Arbeitsplatz geklickt. Ach, vielleicht kriegt er sich ja gleich wieder ein. Manchmal stürzen Computer einfach ab. Hihi.
Na, das ist aber doof. Jetzt hab ich schon den siebten Rohling verbraten
und immer wieder stürzt das Ding nach dreißig Minuten bei 98% ab. Muss ich halt noch mal los, neue Rohlinge holen. Ich hab’s ja beides. Zeit und Geld.
Gut, dass es Rüdiger gibt, der sich mein Schloss mit sieben Siegeln mal anguckt. Nicht nur, dass er mein Betriebssystem neu konfiguriert, er hat sogar noch die neueste gecrackte Software für mich dabei. Dieser Reiz des Verbotenen, diese Vorstellung, all diese luxuriösen Spielereien für ummesös zu kriegen macht mir ganz feuchte Hände. Zum Schluss jagt Rüdiger noch eine Festplatten-Optimierung über das ganze, schaut mich wohlwollend an und verschwindet mit den Worten „Alles in Ordnung“ aus meinem Leben.

Klar, dass dieser PC genau bei der geilsten Stelle von blowfuckgangbang69.mov aufgibt. Dabei guck ich mir sooooooo selten diese schweinische 10-Sekunden-Filmchen an. Na ja, war wohl ne Strafe für meine egoistische Libido.

Seit zehn Stunden drucke ich dreizehn Seiten aus. Nach jeder sechsten halbausgedruckten Seite, die mit einem Absturz und dreimal Neustarten einhergeht, klappts immer. Jetzt muss ich nur noch vier zur Hälfte ausdrucken, dann hab ich danach die letzte. Gott sei Dank. Es ist ja schon hell. Krass. Hab gar nicht gemerkt, dass die anderen gegangen sind. Hab ich jetzt wirklich 14 Twin-Peaks-Folgen am Stück gesehen? Unglaublich.
Tipps und Tricks von erfahrenen Informatikern sind fast noch schlimmer als die derer, die von Computer ungefähr so viel Ahnung haben wie ich von Cunnidingenskirchen. Ist deine Festplatte voll? - Du musst einfach mal ne Back-Up-CD brennen! - Hastes schon mal mit nem Neustart versucht? – Ruf doch mal bei der Telekom an! Hast du gecrackte Software? Lösch doch einfach mal alles! Mach doch mal ’n anderes Betriebssystem drauf; (oder mein liebster Tipp) Kauf dir ‚n Mac!
Petras neuer Mitbewohner Christian, den aber alle Malo nennen, schaut mal vorbei und nimmt ein paar Änderungen an meiner Software vor. So komme ich zum ersten Mal in Berührung mit einem Programm namens Norton Utilities Darin hat’s einen Doktor für System, Festplatten und Hardware, die ganze Familie eben. Dieser Doktor weist mich nach minutenlangen Tests darauf hin, dass er alles gecheckt habe und fragt mich, ob ich bereit sei für die Diagnose. Drollig, denke ich und klicke auf <Ja>;. Die darauffolgende Meldung fasst mein bisheriges Privatleben in einen Aussage- und einem Fragesatz zusammen. „Sie haben 674 Probleme. Möchten sie diese Probleme jetzt reparieren?“ Immer noch erschlagen von so viel Ehrlichkeit klicke ich
erneut auf <Ja> und siehe da: alles repariert! Malo lächelt, haut mir auf die Schulter und sagt, dass er mir gern geholfen hat und ich mich ruhig an ihn wenden kann, wenn noch mal was ist.
„Der schwere Ausnahmefehler RF6555000XXZ.UU/J ist an Adresse VX290000000000000R aufgetreten. Starten sie den Computer mit Strg-Alt-Entf neu. Dabei geht alles verloren. Alles;

Malo sitzt vor meinem Computer und fragt mich eindringlich, ob ich wirklich einverstanden bin, wenn er alles „platt macht“ Natürlich bin ich das. Mir macht es nichts aus, zum zehnten Mal alle Serien-Nummern aus den Cracker-Texten zu filtern und das hundertste Setup zu starten. Ist mir lieber als die ganze Nacht vor einem nicht hochfahrenden Computer zu sitzen und zu weinen. Das is nämlich ein bisschen so wie wenn man vor Männern sitzt, die nicht hochfahren (also wenn der Vergleich in all seiner schillernden Plumpheit mal nicht hinkt). Malo blinzelt mir zu, sagt, ich solle mir keine Sorgen machen, schlägt eine Scheibe ein und drückt mit zugehaltenen Ohren auf einen roten Knopf. Oder war es doch nur eine Taste? Während der gute so installiert, schaue ich mir „Belle de Jour“ an, ein frühes Meisterwerk von Bunuel, in dem Catherine Deneuve von Michel Piccoli in ihren intimsten Phantasien mit Kuhmist beworfen wird. Dazu koche ich dem mutigen Malo einen Instant-Kaiserschmarren von Mondamin und habe trotzdem noch immer das Gefühl, tief in seiner Schuld zu stehen.
„Windows-Schutzfehler, starten sie neu.“ Zum zwanzigsten Mal!
Dabei hat Malo doch gestern alles neu gemacht. Ich habe heute den ganzen Tag alles installiert und eingerichtet und jetzt? Ich rufe ihn an und er leitet mich hörbar angepisst per Telefon in den DOS-Modus, wo ich ihm allerlei installierte Systemdateien vorlese. Das hört sich ganz ganz krank an, wenn man das am Stück vorliest. Die wichtigste Systemdatei ist leider nicht dabei. Der Computer hat sie wohl einfach so mal eben vergessen.
Diesmal gucken Malo und ich „Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“ Kaiserschmarren is alle.
Mein Gott, bin ich besoffen... ich muss ganz dringend dieses eine Lied noch brennen, sonst kann ich nicht einschlafen. La la la. Wie? Fährt nich hoch? Wegen einer gewissen „Himem.sys“? Oh... dann geh ich doch einfach mal in den abgesicherten Modus und werf diese „Himem.sys“ weg. So, schon passiert! Gut, dass es diesen Modus gibt. Jetzt Neustart. Dumdidum. Die Datei Himem.sys wurde nicht gefunden. Bitte starten sie neu.
Er ist wieder da! Mein Computer! Zwei Wochen beim Hersteller in Aachen haben ihm mit Sicherheit gut getan. Dabei ein Zettel „Wieso haben sie eine systemrelevante Datei weggeworfen???“ Egal. Geht die doch nix an. Ich hab ja jetzt Zeit genug, alles noch mal neu zu installieren. Außerdem kann ich es jetzt immer besser. Ich bin toll!
Wenn ich mir meine Aufzeichnungen jetzt mal so ansehe, finde ich, dass mein Computer und ich richtig gute Freunde geworden sind. Was wir schon alles zusammen durchgestanden haben. Das findet übrigens auch Minki, die gerade eine Glühbirne über ihrem Kopf trägt und sagt „Es scheint, als wollen sie einen Brief schreiben!“ Na da hat Minki sich aber vertan. Is ja auch noch ganz klein, das Tierchen. Oh, schon wieder eine Glühbirne. „Wollen sie die Datei in der Zwischenablage konvertieren, bevor sie Outlook schließen und alle Dokumente auf Laufwerk C gelöscht werden? Miau?“; Aber ich will Outlook doch gar nicht schließen. Minki?! Schnell senden, bevor alles zu spät ist.
Da ist so ein Schnurren, das kommt mir bekannt vor. Okay, senden und empfangen drücken, mach schon, mach schon!!!
„Fehler 630 bei der Identifizierung ihrer Zugangsdaten. T-Online-E-Mail-Server „Pop.web.de.pop.bla.bums“ falsches Kennwort, „swtmp.web.gedöns“ es konnte keine LAN/DFÜ-Verbindung hergestellt werden. Ist das Modem korrekt an ihren Computer angeschlossen? Besteht eine Verbindung zur Telefonbuchse? Telefoniert jemand auf der Leitung? Haben sie überhaupt ein Telefon? Haben sie überhaupt ein Leben?“

Is ne e-mail die ich vor ein paar wochen von nem Freund bekommen hab. Fand ich irgendwie sehr geil....
Zunge raus

__________________
When in doubt, make a fool of yourself. There is a microscopically thin line between being brilliantly creative
and acting like the most gigantic idiot on earth. So what the hell, leap!!!

03.09.2002 12:50 E-Mail an medic senden Beiträge von medic suchen Nehmen Sie medic in Ihre Freundesliste auf
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Ist wirklich interessant zu lesen. cool
Besonders der Schluss hat mich etwas überrascht. Augen rollen
ajf
03.09.2002 13:29 E-Mail an ajf senden Homepage von ajf Beiträge von ajf suchen Nehmen Sie ajf in Ihre Freundesliste auf
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